Herne-Sodingen-Constantin - Das Geläut der ehem. Pfarrkirche St. Konrad von Parzham

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Der „Constantin“ genannte Wohnbezirk ist ein Teil von Herne-Sodingen, ehemals Gisenberg-Sodingen. Die Gegend wird erstmals 1217 mit der urkundlichen Nennung eines „Rötger vom Gisenberge“ urkundlich erwähnt. Zudem ist der Gysenberg mit ~120 Metern Höhe die höchste Erhebung der Stadt Herne, er wird zu den Castroper Höhen gezählt. Der Name Constantin geht auf die Zeche Constantin der Große (1857-1967) zurück, einem Großbergwerk in Herne und Bochum. Mit der Abteufung von Schacht 4 1893-95 wurde in Sodingen die entsprechende Bergwerkssiedlung „Constantin“ errichtet, bis ~1930 immer wieder erweitert.

Katholisches Leben begann in Constantin 1905 mit der Errichtung des Constantinstiftes, geführt von Paderborner Vinzentinerinnen. Kindergarten, Nähschule, ambulante Krankenpflege und ein Kapellenraum waren vorhanden. Die entstehende Kirchengemeinde nutzte die Kapelle des Stiftes mit und war bis 1941 abhängig von der Nachbargemeinde Herz Jesu. Ab 1941 war St. Konrad Pfarrvikarie und von 1954 bis 2017 Pfarrei. Constantin ist heute Teil der großen Dionysiusgemeinde, die Kirche wurde mit dem letzten Gottesdienst am 30.06.24 dem Regelgebrauch entzogen. Ggf. kann hier mit einer Kita die alte Tradition des Constantinstiftes fortgeführt werden.

1952-53 wurde St. Konrad nach Plänen von Franz Josef Kraus (+1952 in Herne) errichtet, der Turmbau folgte 1958-60. Von Kraus sind bisher nur zwei Kirchenbauten (siehe Herz-Jesu Gelsenkirchen-Hüllen) bekannt, die sich im Grunde sehr ähnlich sind. Für St. Konrad wählte Kraus die Form eines Turmriegels, vielleicht, im Erzbistum Paderborn häufiger anzutreffen, beeinflusst durch den Wiederaufbau des Mindener Westwerks bis 1951. Den Innenraum prägen die vom Künstler Werner Jakob Korsmeier, Verl/Münster, +2020, 1969 und 1979 geschaffenen 50 Ausstattungsstücke. Die Kombination aus dunkler Basaltlava (Erinnerung an Kohle?) und weißem bzw. vergoldetem Polyester ist einmalig – ergänzt um Stücke aus Aluminium und Bronze. Ein stimmiger Raum, den man nicht schön finden muss, der aber gefangen nimmt und bis zuletzt sorgfältig gepflegt wurde. Weitere Anmerkungen zur Ausstattung finden sich bei den Bildern im Beitrag.

Zu unbekanntem Zeitpunkt lieferte der Bochumer Verein für St. Konrad eine Leihglocke f‘ (Leihgebühr 800 DM) und bot am 29.4.1958 ein Geläut d‘ f‘ g‘ a‘ in regulärer V7-Rippe an (Ev. Nachbarkirche mit e‘ g‘ a‘). Die Pfarrei bat um Darlehenszahlung mit 5-6 Jahren Laufzeit, dies wurde vom BVG nicht bewilligt.

Wann es zur Bestellung bzw. Kauf des heutigen, ~2,7 t schwereren Geläuts und zur Änderung der Disposition kam, ist noch nicht bekannt. Viele Indizien sprechen dafür, das St. Konrad, vielleicht zu einem günstigen Preis, ein Ausstellungs- oder Vorführgeläut des Bochumer Vereins erhalten hat. Darauf weisen die sehr allgemeine, wenn auch reichhaltige, Gestaltung der Glocken und das Gussjahr 1959 hin. Die Glocken wurden erst im Dezember 1960 begutachtet und danach nach St. Konrad geliefert. Die genannten Patronate sind auf den Glocken nicht aufgeführt!

In Klang und Gussausführung exzellent gelungen, ist das Geläut ein weiteres Beispiel für die hohe Qualität des Stahlglockengusses beim Bochumer Verein in dieser Zeit. 2 unterschiedliche Rippentypen vereinend, zeichnet es sich durch ganz typische (Bochumer) Klangeigenschaften aus. Bei Glocke 2 wurde die Untersexte f° zur Septime e° heruntergestimmt, die Sext b° bei der kleinen Glocke jedoch belassen. Sie gibt dem Geläut, wellenförmig auftauchend, einen Abschluss nach unten – mit einem Tritonus. Bei aller Reinstimmung sind die Glocken von St. Konrad herb unterlegt.

Ein weiteres, sehr stimmiges Bochumer Geläut in einer absolut geläutegerechten Glockenstube wird nun dem Regelgebrauch entzogen. Zu hoffen ist auf einen vernünftigen Fortbestand in St. Konrad oder an anderem Ort! Es ist bereits die dritte, stillgelegte Meisterleistung des BVG im Stadtgebiet von Herne.

Geläutedaten und Inschriften:

„Christ König“ c‘ =0, 1720 mm, 2066 kg, Guss-Nr. 7238
KÖNIG DER KÖNIGE/HERR DER HEERSCHAREN
Auf der Flanke Kreuz mit Buchstaben IHS

„Sancta Maria“ d‘ -1, 1575 mm, 1677 kg, Guss-Nr. 7239
ZU + UNS + KOMME + DEIN + REICH +
Auf der Flanke Kreuz auf Weltkugel, darin Alpha und Omega

„St. Konrad“ e‘ -3, 1445 mm, 1201 kg, Guss-Nr. 7242
DIENET + DEM + HERRN + MIT + FREUDEN +
Auf der Flanke Jerusalemkreuz

„St. Dionysius“ g‘ =0, 1180 mm, 721 kg, Guss-Nr. 7240
+ + BETE UND ARBEITE
Auf der Flanke PX mit Ähren und Weintrauben

Auf allen Glocken rückseitig über dem Schlagring Gießerzeichen und Jahreszahl 1959.

Auf allen Glocken über der Schärfe Kreuze, von groß nach klein in der Anzahl abnehmend.

Aufnahme: 30.06.2024, Vorläuten zur letzten hl. Messe.

Alle Fotos eigener Provenienz.

Herzlicher Dank gilt dem Verwaltungsleiter Herrn Trentmann sowie dem Archivar Herrn Janik, beide aus der Dionysiusgemeinde, für die sehr freundliche Kooperation und Unterstützung für dieses Projekt!

Verwendete Quellen/Literatur: siehe 1., markierter Kommentar.

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