Mühlhausen/Thür. (D-UH/MHL) - Die Glocken der ehem. Marienkirche

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Allen Zuschauern ein frohes neues Jahr!

Als vorerst letztes Video aus der Stadt Mühlhausen folgt das tontiefste Geläut, welches sich im Turm von St. Marien befindet, des nach dem Erfurter Dom zweitgrößten Kirchengebäudes Thüringens.

Zur Baugeschichte siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Marienk...)

Die Glockengeschichte von St. Marien ist erst ab Ende des 15. Jhd. nachvollziehbar:
1490 erfolgte der Guss der bis heute erhaltenen Marienglocke. Die Rippe und Aufmachung der unbezeichneten Glocke deuten auf den sogenannten Erfurter Unbekannten, inzwischen identifiziert als Hans Sinderam, als Gießer hin. Die sonst auf seinen Glocken zu findenden Gießerzeichen sind in Mühlhausen leider vergossen, sodass eine sichere Zuschreibung nicht erfolgen kann. Die Überlieferung, sie sei von einem Meister Reinhard gegossen worden, kann nicht mehr überprüft werden, zumal kein anderer bekannter und mitteldeutscher Gießer diesen Namen trägt, außer Theodericus Reinhard, der 1477 die Gloriosa der Leipziger Thomaskirche goss. Diese beiden Glocken sind allerdings zu verschieden, als dass ein Zusammenhang vermutbar ist. Im Gegensatz zur ebenfalls Hans Sinderam zuzuschreibenden Osanna in Neustadt/Orla besitzt die Mühlhäuser Marienglocke zwar nicht eine solch erwähnenswerte Zier, dafür entschädigt der "einzigartige Klang von schönster Fülle und Rundung", wie Claus Peter schreibt.
1493 erfolgte der Guss der zweitgrößten Glocke. Zuerst hing sie in einem seperaten Glockenstuhl auf dem Kirchhof und wurde erst mit der Fertigstellung des barocken Turmaufbaus 1566 umgehängt. 1626 sprang sie und wurde wohl von einem flanderschen Gießer umgegossen.
Die dritte Glocke (Werktagsglocke) stammt von 1431. Sie gelangte 1568 zur Jakobikirche, nachdem die Sturmglocke aus St. Jakobi im Turm von St. Marien aufgehängt wurde. Dort läutete sie noch bis zum Zerspringen 1627. Die neue Werktagsglocke, also die Sturmglocke aus St. Jakobi, sprang noch im Jahr ihrer Überführung und wurde anschließend von Eckehart Kucher in Erfurt neugegossen.

Mit Ausnahme der großen Marienglocke wurden alle 4 anderen vorhandenen Glocken während des großen Stadtbrands 1689 zerstört. Auch der Glockenstuhl der Marienglocke, die seit alters her im Südturm hing, hatte Feuer gefangen. Glücklicherweise verklemmte sich das Instrument aber, sodass sie nicht weiter herunterfiel. Nachdem der Neuguss der Sonntagsglocke von Paulus Seeger (1690) bereits 10 Jahre später sprang, erfolgte 1701 schließlich der bis heute erhaltene Neuguss durch den aus Braunschweig stammenden Meister Christian Ludwig Meier, Sohn von Heiso Meier. Deren Werkstatt war es als einziger gestattet, im Land Braunschweig Glocken zu gießen. Von Vater und Sohn, die wohl häufiger noch zusammenarbeiteten, sind noch einige weitere Großglocken erhalten, so z. B. in Wolfenbüttel oder Schöningen.
Alle anderen Glocken in St. Marien wurden nicht erneuert.
Mit Neubau des Mittelturmaufsatzes, der seitdem höchster Kirchturm des Freistaates ist, und Wiederherstellung der Seitentürme stiftete Kaiserin Auguste Viktoria eine dritte Glocke, die 1898 mit 1400 mm und Schlagton d' in Apolda von der Firma Gebr. Ulrich gegossen wurde. Sie überlebte den zweiten Weltkrieg nicht. An ihre Stelle trat 1962 die mittlere Glocke aus St. Jakobi, die wiederum 1988 ersetzt wurde. Im genannten Jahr erfolgte der Guss der letzten Glocke nach einer Rippenkonstruktion Franz Schillings in einer Metallgießerei in Pößneck. Sie ist keine normale Bronzeglocke, sondern besteht aus einer zinnfreien Legierung, die bei relativ geringen Ausmaßen tiefe Töne zulässt. Gleichzeitig sind die klanglichen Mängel nicht zu überhören.

Die Beschreibung Claus Peters ist sehr treffend und soll aus diesem Grund hier wiedergegeben werden: "Die große Marienglocke gehört mit ihrem mächtigen voluminösen und resonanzreichen Klang zu den klangschönsten Großglocken Mitteldeutschlands. Trotz ihrer ziemlich leichten Rippe ist auch die zweite Glocke der großen ein durchaus adäquater Partner. Mit ihrem Halbtonintervall in so tiefer Lage bilden die beiden Glocken eines der eindrucksvollsten Geläute weitum."


Glocke 1: Marien, a°+3,5, 1490, Hans Sinderam (Erfurt) (?)
ca. 5500 kg, 1997 mm

Glocke 2: Sonntagsglocke, b°+3, 1701, Christian Ludwig Meier (Braunschweig)
ca. 3000 kg, 1699 mm

Glocke 3: Thomas-Müntzer, c'-3, 1988, Schilling/VEB Leichtmetall, Pößneck
ca. 1500 kg, 1359 mm


Ablauf:
00:00 - Bilder der Kirche und Stundenschlag
02:06 - Glocke 3
06:45 - Glocke 2
13:30 - Glocke 1
22:00 - Vollgeläut
29:00 - Vollgeläut von außen
30:00 - Vollgeläut

Ein herzliches Dankeschön gilt Herrn Staemmler und allen anderen zuständigen Mitarbeitern der Mühlhäuser Museen für die Erlaubnis zu Turmaufstieg und die netten Gespräche, Herrn Piontek für die Erlaubnis zu Sondergeläut, sowie Herrn Brand für die Ermöglichung!

Quellen:
siehe angepinnter Kommentar

Aufnahmen:
Im Turm: Donnerstag, den 27. Oktober 2022 (Sonderläuten)
Außen: Samstag, den 22. Oktober 2022 um 18 Uhr (Sonntagseinläuten)

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