Mühlhausen/Thür. (D-UH/MHL) - Die Glocken der ev. Divi-Blasii-Kirche

Описание к видео Mühlhausen/Thür. (D-UH/MHL) - Die Glocken der ev. Divi-Blasii-Kirche

Hiermit wünsche ich allen Zuschauern einen frohen Reformationstag bzw. vorträgliches Fest Allerheiligen!

„Die Stadt Mühlhausen verfügt über einen außerordentlich breit gefächerten und kulturhistorisch hoch bedeutsamen Glockenbestand“ wie es auf der Rückseite des Arbeitsheftes des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege, "Die Glocken der Stadt Mühlhausen/Thüringen" steht. Dieser Satz beschreibt sehr treffend die örtliche Glockenlandschaft, kann doch fast jedes Geläut mit mindestens einer historischen Glocke aufwarten.

Das Geläut der Divi-Blasii-Kirche, früher Hauptkirche der Unterstadt und inzwischen Hauptkirche der die ganze Stadt umfassenden, ev. Kirchengemeinde Mühlhausen, nimmt dabei eine besondere Stellung ein.

Die erste urkundliche Erwähnung Mühlhausens datiert als "mulinhuson" auf das Jahr 967. Im Mittelalter blüht sie zu einer der bedeutensten Städte Thüringens auf und tritt 1430 mit Nordhausen und Erfurt, mit denen bereits seit 1310 der "Thüringer Dreistädtebund" besteht, der Hanse bei.

Vorgängerbauten der Divi-Blasii-Kirche bestehen bereits seit dem 12. Jhd., der heutige Bau wurde in mehreren Etappen im 13. Jhd. errichtet. So ist die mächtige Doppelturmfassade von 1245 bzw. 1265, die Hallenkirche wurde von 1276 bis 1300 gebaut. Die heutige Bezeichnung "Divi Blasii" ("des göttlichen Blasius") findet 1590 erstmals Erwähnung, zuvor hieß die Kirche schlicht St. Blasius. Von 1707 bis 1708 war Johann Sebastian Bach hier als Organist angestellt.

In den beiden Doppeltürmen befindet sich das höchst bedeutende Geläut der Kirche, wohl mit eines der bedeutensten Geläute in ganz Deutschland. Die Glocken sind auf beide Türme verteilt: die große Glocke von 1345 befindet sich im Nordturm, während die beiden anderen im Südturm und ein Stockwerk höher, im Giebelgeschoss untergebracht sind. Heute "nur noch" aus drei Glocken bestehend, besaß die Kirche bis ins 20. Jhd. insgesamt fünf Läuteglocken, der Bestand seit dem Guss der heute jüngsten Glocke 1448 unverändert. Wahrscheinlich im zweiten Weltkrieg verschollen sind zwei kleinere Glocken von ~1200 und aus dem 13. Jhd., die 1934 wohl noch vorhanden waren. So ist die heute älteste Glocke die mittlere Glocke von 1281, bei der es sich um die älteste datierte Glocke Thüringens handelt. Des Weiteren ist sie die älteste Glocke deutschlandweit, auf der ein Meistersiegel zu finden ist [4:40].
Die große Glocke gehört zu den vier größten erhaltenen Glocken des 14. Jhd. und zeichnet sich durch eine unverwechselbare Klangfärbung aus. Von diesem Quartett - Mühlhausen, Bamberg, Zerbst und Marburg - ist die Mühlhäuser Glocke die schwerste, also auch die schwerste erhaltene Glocke des 14. Jhd. überhaupt!

Alle drei Glocken sind klanglich hervorragend gelungen und bilden trotz der eher geringen Glockenanzahl ein sehr beeindruckendes Ensemble, welches aufgrund der geringen Turmhöhe eine kräftige Lautstärke auf dem Kirchplatz entwickelt.

Zur Meisterfrage der jüngsten Glocke: Claus Peter beschreibt in Quelle 3 die Gießerangabe als unleserlich, stellt später im Text aber noch Bezug zu einer weiteren Glocke von Nicolaus Phulsborn, wie er ihn nennt, her und bestimmt diesen so als Meister der Mühlhäuser Glocke. Obwohl die Inschrift an der Stelle vergossen ist, ist das 'Ni' von Nicolaus und das 'born' von Phultzborn eindeutig lesbar. In Quelle 4 nennt Andreas Philipp den Meister Nicolaus Phultzborn als Gießer und erwähnt die anderen Schreibweisen Claus Phusborne (in einer Rechnung für den Guss eines Geschützes von 1462) und Nicolaus Phulsborn, tupphingisßer, der der Stadt Mühlhausen den Bürgereid schwor.

Die in Quelle 3 angegebenen Inschriften weichen z. T. geringfügig von den tatsächlichen Inschriften ab, so ist für Glocke 3 z. B. die Inschrift "(...) m · cccc · xlviii · xv (statt xvi) (...)" angegeben, also der 15. statt dem. 16. September. Dies konnte beim Ortsbesuch eindeutig widerlegt werden.


Glocke 1: ces'+6, 1345, unbez.
ca. 5500 kg, 1913 mm

Glocke 2: des'+3, 1281, Bertholdus de Grimme
ca. 2500 kg, 1508 mm
(Terz lt. Claus Peter auf f'-3)

Glocke 3: f'+7, 1448, Nicolaus Phultzborn, Mühlhausen
ca. 1100 kg, 1191 mm


Ablauf:
00:00 - Bilder der Kirche
01:34 - Glocke 3
03:40 - Glocke 2
06:20 - Glocke 1
10:02 - Vollgeläut
13:55 - Vollgeläut von außen
15:25 - Vollgeläut

Ein herzliches Dankeschön gilt Herrn Piontek für die Aufnahmeerlaubnis, sowie allen weiteren Beteiligten! Desweiteren danke ich Hendrik für die sehr schöne und erlebnisreiche Glockentour durch Mühlhausen!


Quellen:
1: Wikipediaartikel "Mühlhausen/Thüringen": https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BC...
(aufgerufen am 30. Oktober 2022)

2: Infoschild vor der Kirche

3: Claus Peter: Die Glocken der Stadt Mühlhausen/Thüringen, Arbeitsheft des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege, Folge 10, Erfurt 2002

4: Konrad Bund, Rüdiger Pfeiffer-Rupp und Jan Hendrik Stens (Hrsg.): "ATTAMEN WESTFALIA CANTAT", Eine Festschrift für Claus Peter zur Vollendung des 70. Lebensjahres, Gescher 2017

Комментарии

Информация по комментариям в разработке