"Rudi, fahr' die 'Pappenheimer' heim"! - Eine Reise von Schmalkalden nach Kleinschmalkalden

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Zu DDR-Zeiten hießen nicht nur Chemnitz 'Karl-Marx-Stadt' und zumindest zeitweise Fürstenberg an der Oder 'Stalinstadt', sondern auch aus einer kleinen Gemeinde in Südthüringen namens Kleinschmalkalden wurde 'Pappenheim', in Gedenken an den im NS-Regime ermordeten Politiker Ludwig Pappenheim. 1990 wurde der Ort wieder zu 'Kleinschmalkalden'..
Doch die 'Pappenheimer' hatten sie nun 'weg'...

Am 06. November 1893 erhielt Kleinschmalkalden Bahnanschluß, und bereits 2 Jahre später war auch die angrenzende Strecke nach Brotterode betriebsbereit. Dabei mußte der Bahnhof Kleinschmalkalden wegen der Geländeverhältnisse als Kopfbahnhof ausgebildet werden.

Als wie überall später der Busverkehr aufkam, geriet die Bahnreise von Schmalkalden nach Brotterode bei den Einheimischen mehr und mehr ins Hintertreffen, der Umweg über Kleinschmalkalden und das 'Kopfmachen' konnten den Vorteil der kürzeren Busverbindung niemals wettmachen. So endete der Personenverkehr zwischen Kleinschmalkalden und Brotterode bereits wieder am 14.12.1964.

Was blieb und auch "lief", war die untere Strecke zwischen Schmalkalden und Kleinschmalkalden. Es gab viel Industrie in der Gegend, das sorgte kontinuierlich für gut besetzte Züge.

Doch - wie sich die Bilder gleichen - mit der Wende änderte sich das schlagartig. Die Währungsreform ließ fast sämtliche Industrie abrupt zusammenbrechen, und plötzlich hatte auch die Bahn nichts mehr zu tun. Auf der anderen Seite ließ die neu gewonnene Freiheit den Autoboom ins Uferlose treiben, Straßen verstopften mehr und mehr, und die Rolle des ÖPNV, vor allem im Nebennetz, versank in der Bedeutungslosigkeit. Da haben wir ihn wieder, den 'Zeitgeist der Neunziger'..

Und während in den ersten Jahren noch teilweise Anstrengungen zu verzeichnen waren, den Verkehr zu attraktivieren, setzte die Bahnreform auch dem ein absolutes Ende. Nun wurde der Niedergang "Programm", und es wurde alles getan, die ungeliebten und nur "unnütz" Geld kostenden Nebenbahnen loszuwerden. Dabei mußten die neuen Manager nicht mal den "schwarzen Peter" fürchten, die Regionalisierung des Nahverkehrs kannte ja nun "Aufgabenträger", und die bestellten ÖPNV - oder bestellten ihn wieder ab. Mit Achselzucken, ein paar 'Krokodilstränen' und weitestgehend 'null' Protest aus der Bevölkerung konnte man die Stillegungen nun "wie geschmiert" durchziehen..

Wir sehen im Video ein paar sehr treffende Beispiele, wie diese Verkehrspolitik "funktionierte". Da überholt uns, etwa in der Mitte des Videos, auf der parallel verlaufenden Straße der - auch nur leere - Linienbus. Parallelverkehr, wo eh schon keiner fährt.. Das mußte natürlich über kurz oder lang auffallen. Und man mußte kein Prophet sein, um vorauszusagen, wer von beiden überleben würde.

Anderes Beispiel, wir sehen es mehrmals: Da wurde es mehr und mehr 'Usus', sogar vor mit Halbschranke oder Haltlichtanlage gesicherten Bahnübergängen Langsamfahrstellen 'null' einzurichten. Also hatte der Zug trotz des gesicherten BÜ kurz anzuhalten und dann erst weiterzufahren. Zum Gespött der Autofahrer.. Und das gab es flächendeckend, hauptsächlich natürlich in den neuen Bundesländern. Die Bedeutung eines Andreaskreuzes war so manchem Autofahrer gar nicht mehr bewußt, es wird gesagt, es hätte Fahrschulen gegeben, wo das noch nicht einmal Lehrstoff war..

Und es war keineswegs nur die Politik, in der die Bahn mittlerweile die "Null-Lobby" erreicht hatte, die solche Sachen durchsetzen konnte - nein, das war natürlich Wasser auf die Mühlen der neuen Bahnmanager, war es doch ein Schritt in die 'gewollte' Richtung. Auch die letzten Fahrgäste sollten noch freiwillig gehen, wer wollte schon "Gespött" sein..?

Und so kam es, wie es geplant war, wir sehen es im Video ebenfalls. Zur besten Berufsverkehrszeit am Nachmittag hat es exakt ein - in Worten: ein - 'Pappenheimer' bis zum Zielbahnhof durchgehalten. Und im nachfolgenden Zug war das kaum anders.

Am 30.10.1996, also wenige Wochen nach Aufnahme des Videos, fuhr der letzte Zug nach Kleinschmalkaden. Der Güterverkehr endete schon einige Monate vorher.

Wollt Ihr wissen, was aus der Strecke wurde..? Ich glaube, ich muß es Euch nicht "verraten" - natürlich ein Radweg..

Genießt nun noch einmal die Erinnerung an diese schöne kurze Nebenbahn im Südthüringischen - 'gute Reise'!


(Quelle aller Daten: Wikipedia)

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